Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Insgesamt
40 Mal wurden Deutschlands Apotheken in den vergangenen zwei Wochen in
ARD und ZDF als Förderer der Paralympics genannt. Die ABDA ist Partner
der deutschen Mannschaft und Nationaler Förderer des Deutschen
Behindertensportverbandes (DBS). APOTHEKE ADHOC sprach mit
ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt und DBS-Präsident Friedhelm
Julius Beucher über Gemeinwohlprojekte, die Rolle des Behindertensports
und die gesellschaftliche Verantwortung der Apotheken.
ADHOC: Herr Schmidt, seit wann und warum fördert die ABDA den Behindertensport?
SCHMIDT: Wir sind seit den Paralympics 2008 in Peking Partner des DBS.
Als Heilberufler haben wir eine besondere gesellschaftliche
Verantwortung, insofern stellt sich eigentlich eher die Frage, warum
sich die ABDA erst jetzt so konsequent engagiert. Was das Projekt
selbst angeht, so denke ich, dass der Behindertensport inhaltlich sehr
gut zu uns passt. Das war uns wichtig, denn schließlich kommen hier
auch Pflichtbeiträge zum Einsatz. Deshalb legen wir hohe Maßstäbe an
Gemeinwohl und Transparenz an.
ADHOC: Herr Beucher, der DBS hat eine ganze Reihe von Partnern und Förderern. Was zeichnet die Apotheken aus?
BEUCHER: Die Apotheken sind für uns wichtige Partner, die mit großem
Engagement eingestiegen sind und ihre Aktivitäten ständig erweitert
haben. Ohne die Kampagnen der ABDA wären heute Millionen Menschen nicht
so intensiv über das Thema Behindertensport informiert. Dafür sind wir
sehr dankbar und freuen uns über die Ankündigung, dass die
Partnerschaft fortgeführt und ausgebaut werden soll. 21.500 Apotheken
sind schließlich 21.500 Orte, in denen die Kooperation gelebt werden
kann.
ADHOC: Was haben denn die Apotheken mit dem Behindertensport zu tun?
Menschen mit Handicap nehmen ja nicht automatisch regelmäßig
Arzneimittel.
BEUCHER: Nein, aber wenn Sie sich die individuellen Krankengeschichten
ansehen, werden Sie schon feststellen, dass viele Behindertensportler
jenseits der technischen Ausrüstung auch medizinische Hilfe brauchen.
Insofern gibt es eine natürliche Nähe.
SCHMIDT: Gerade in diesem Bereich zeigt sich auch, wie wichtig die
persönliche Betreuung vor Ort ist. Ich kann Ihnen aus persönlicher
Erfahrung berichten, dass die Versorgung der Sportler eine besondere
Herausforderung ist. Wir haben in meiner Apotheke jahrelang eine
Schwimmerin betreut, die an den Paralympics teilgenommen hat. Für uns
war das mit all den Rezepturen und Beschaffungen fachlich extrem
anspruchsvoll. Für die Sportlerin und ihre Karriere als Athletin war
die pharmazeutische Betreuung durch die Apothekenmitarbeiter geradezu
essentiell.
ADHOC: Nehmen die Sportler das Engagement der Apotheken wahr?
BEUCHER: Es gibt unzählige Beispiele, wo mich Athleten begeistert
angesprochen haben, dass in ihrer Apotheke mit Infoflyern auf das Thema
Behindertensport hingewiesen wird. Die ABDA hat sich aus dem Stand
heraus profiliert.
SCHMIDT: Es geht auch um die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Der DBS
hat ja, abgesehen von Großereignissen wie den Paralympics, keine
wesentliche Lobby. Wir nehmen die Sportler mit, wenn wir auf Messen und
Kongressen sind. Wir stellen uns nicht hin und sagen: Hier braucht
jemand Geld. Wir sagen: Hier ist eine besondere Leistung. Wir
fokussieren auf die Menschen, nicht auf Handicaps.
ADHOC: Es geht also bei der Kooperation um mehr als um das reine Sponsoring?
BEUCHER: Auf jeden Fall. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Sie
glauben gar nicht, wie schwierig es ist zu erklären, wie Sport für
Menschen mit Handicap funktioniert und welche Leistung das sein kann.
Die ABDA hat für ihren Messestand einen Schießstand aus dem
Blindenbiathlon angeschafft, an dem Besucher selbst auf Gehör schießen
können. Durch solche Aktionen wird eine ganz andere Wahrnehmung für den
Behindertensport geschaffen.
SCHMIDT: Für uns geht es auch nicht um klassisches Sponsoring, sondern
vielmehr um Förderung und Partnerschaft. Das ist nachhaltiger angelegt.
ADHOC: Wäre für die ABDA die Förderung einzelner Top-Sportler sinnvoll?
SCHMIDT: Wir arbeiten bei unseren Kampagnen mit bestimmten Athleten
zusammen. Aber wir übernehmen Verantwortung für den Behindertensport
als Ganzes, nicht nur für den Spitzensport oder gar Einzelfiguren.
ADHOC: Welche Aktivitäten gibt es bereits und was ist noch angedacht?
SCHMIDT: Wir haben in Kino- und TV-Spots auf das Thema und unser
Engagement aufmerksam gemacht und vor Ort mit Politikern und
Multiplikatoren gesprochen. Damit haben wir bereits viele Millionen
Menschen erreicht. Und wir haben, zum Beispiel im Kino, jüngere
Zielgruppen angesprochen. In den Apotheken gab es Flyer, Aktionen und
Preisausschreiben. Nun geht es darum, weiter zu institutionalisieren,
was in vielen Apotheken bereits alltägliche Praxis ist. Da auch der DBS
in Landesverbänden organisiert ist, wollen wir das Thema verstärkt auf
die lokale Ebene tragen.
ADHOC: Was können die einzelnen Apotheken leisten?
SCHMIDT: Wir können uns um die Sportler als Patienten kümmern. Durch
unsere Kundenkontakte sind wir aber auch wie kein Anderer in der Lage,
Popularität für den Behindertensport zu schaffen. Hier kann sich die
einzelne Apotheke engagieren, und die Resonanz der Kollegen stimmt mich
zuversichtlich, dass wir Einiges bewegen können.
BEUCHER: Eine stärkere Wahrnehmung des Behindertensports ist auch gut
für die Apotheken. Die Paralympics sind ein Leuchtfeuer, aber es gibt
zahlreiche Veranstaltungen. Durch die kontinuierliche Kooperation hat
das Apotheken-A gute Chancen, zu einem noch stärkeren Synonym für
gesellschaftliches Engagement zu werden.
Patrick Hollstein, Freitag, 19. März 2010, 10:14 Uhr
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