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hier ist der vollständige Text für Sie:
INSM-STUDIE
Berlin - Der Ökonom Professor Dr. Justus Haucap sieht ein Einsparpotenzial von fast 450 Millionen Euro im Apothekenmarkt. Das geht aus einem Gutachten hervor, das der Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie im Auftrag der PR-Firma „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) erstellt hat. Die Vorschläge sind alt: Apothekenketten erlauben und das Apothekenhonorar zur Verhandlung freigeben. 1000 Apotheken müssten nach der Modellrechnung schließen.
1000 Apotheken schließen: Der Ökonom Professor Dr. Justus Haucap
sieht ein Einsparpotenzial von bis zu 450 Millionen Euro bei Apotheken.
Foto: Elke Hinkelbein
Haucap will das aus seiner Sicht „relativ komplizierte Vergütungssystem"
mit Fixpauschale und Kassenabschlag abschaffen und durch eine flexible
„Apothekentaxe" ersetzen. Demnach könnte der Apotheker seine Vergütung
bis zu einer Obergrenze von zehn Euro selbst festlegen. Im Extremfall
würde er das Arzneimittel umsonst abgeben. Haucap rechnet aber damit,
dass sich die Pharmazeuten durch Verhandlungen im Einkauf Gewinne
erzielen könnten.
Bei zuzahlungsbefreiten Versicherten soll die Apothekentaxe zunächst vom
Patienten bezahlt und später von der Krankenkasse als Pauschale
zurückerstattet werden. Liegt diese über der Taxe, kann der Versicherte
die Differenz einstecken, im anderen Fall trägt er die Kosten selbst.
Eine vollkommene Freigabe des Arzneimittelhandels sei allerdings weder
ökonomisch noch gesundheitspolitisch wünschenswert: „Die Notwendigkeit
der Regulierung des Apothekenmarktes rechtfertigt gleichwohl nicht
automatisch jedwede Regulierung", so Haucap. Für den Patienten sei ein
optimales Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend.
Die Auswirkungen auf den Markt haben die Autoren des Gutachtens in drei
Szenarien geschätzt: Bei der ersten Variante schließen 500 Apotheken,
was Einsparungen bei den Personal- und Fixkosten von 105 Millionen Euro
freisetzt. Je nach Intensität des Wettbewerbs seien sogar Einsparungen
von 211 bis zu 448 Millionen Euro möglich. Bei der extremsten Variante
schließen 1000 Apotheken, und die durchschnittliche Apothekentaxe sinkt
weiter. Weiteres Einsparpotenzial sieht Haucap im Betrieb von
Gemeinschaftslabors bei Filialapotheken oder „kleinen Apothekenketten".
Eine Verschlechterung der Versorgung befürchtet Haucap nicht. Im
Gegenteil: Landapotheken könnten aufgrund geringerer Konkurrenz eine
höhere Taxe erheben als Innenstadtapotheken, meint der Ökonom.
Schließungen erwartet er deshalb vor allem in überversorgten
Ballungszentren. Allerdings musste Haucap zugeben, dass das Überleben
von Apotheken auf dem Land maßgeblich von der Präsenz eines Arztes
abhängig ist.
Haucap macht sich in seinem neuen Gutachten auch wieder für
Pick-up-Stellen stark. In ländlichen Gegenden könnten Patienten ihre
Rezepte in einem Drogeriemarkt abgeben. Auf Nachfrage, ob sie dann nicht
der Apotheke mit der hohen Apothekentaxe Konkurrenz machen würden,
sagte Haucap, Pick-up-Stellen würden sich vornehmlich in Ballungszentren
lohnen. Im Übrigen sei im Versandhandel der Verkauf von OTC-Präparaten
vorherrschend.
Seine Forderungen hatte Haucap schon in seiner Funktion als Chef der
Monopolkommission unterbreitet. Doch die Bundesregierung hatte die
Vorschläge in ihrer Stellungnahme zum Jahresgutachten der Kommission
durch die Bank abgelehnt. Haucap ficht das nicht an: Die Regierung habe
nur auf Grundlage der derzeitigen Rechtslage geurteilt und keinerlei
ökonomische Bewertung vorgenommen, sagte er gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Alexander Müller, Mittwoch, 23. Februar 2011, 12:13 Uhr
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