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FDP
Berlin - Die gesundheitspolitische Spitze der FDP warnt ihre Partei vor einer Identitätskrise. In einem „Neujahrsappell" werben Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler, Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr sowie Generalsekretär Christian Lindner als selbst ernannte „jüngere Führungskräfte" für ein Wiederbeleben der liberalen Tugenden sowie ein neues Grundsatzprogramm. Für das derzeitige Umfragetief sehen die drei Spitzenpolitiker klare Ursachen: Den Koalitionspartner und die Oppositionsarbeit während der großen Koalition.
Die jungen Wilden: Gesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und sein
Staatssekretär Daniel Bahr wollen die FDP erneuern. Foto: Elke
Hinkelbein
Rösler und Bahr, die neben ihren gesundheitspolitischen Aufgaben auch
Vorsitzende ihrer Landesverbände in Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen sind, halten das Koalitionsbündnis mit der Union für
verbesserungswürdig. So seien viele Debatten mit der Union
„kräftezehrend". Ohnehin seien die meisten Reformen der Koalition - wie
etwa die Gesundheitsreform - auf Initiative der FDP entstanden. Das
Resultat vieler Diskussionen seien zu oft Kompromisslösungen, die die
FDP von ihren langfristigen Zielen eher wegführe. „Gerade Liberalen ist
das zu wenig", so Rösler, Bahr und Lindner.
Die Partei müsse eine Identitätskrise wie in den 1990er Jahre vermeiden.
Nach der langjährigen Mitarbeit in der Kohl-Koalition sei die Partei
damals zu einer „personell und politisch erschöpften Funktionspartei"
ohne Eigenständigkeit geworden. Damaliger Retter sei der heutige
Parteichef Guido Westerwelle gewesen, unter dessen Führung die
„Wiesbadener Grundsätze" entstanden sind. Das Programm habe die Partei
wieder zu einer „Gestaltungspartei" gemacht und traditionsreiche
Parteigrundsätze wie etwa den Wirtschaftsliberalismus wiederbelebt.
Die anschließende Oppositionsarbeit ihrer Partei machen Rösler, Bahr und
Lindner als eine weitere Ursache für die derzeitige Stimmungslage aus.
Diese sei zwar erfolgreich gewesen. Sie habe allerdings dazu geführt,
dass die grundlegenden konzeptionellen Vorschläge der FDP in den
Hintergrund rückten. „Thematische Verengung, die Parteinahme für
einzelne Wählergruppen, die exklusive und dauerhafte Bindung an nur
einen Koalitionspartner, die Radikalisierung von Programm und Rhetorik
oder die interne Zirkelbildung sind keine Optionen für eine liberale
Partei", heißt es in dem Appell.
Gemeinsam mit Bahr und Lindner spricht sich Rösler - der nach eigener
Aussage nur bis zu seinem 45. Lebensjahr Politik machen will - daher für
eine Überarbeitung und Erneuerung von Westerwelles „Wiesbadener
Grundsätzen" aus. Bereits in der letzten Legislaturperiode hätten viele
Parteimitglieder der jüngeren Generation sogar die Arbeit an einem neuen
Grundsatzprogramm angestrebt. Daran müsse die Partei nun wieder
anknüpfen. Dieser Erneuerungsprozess dürfe nicht von Personaldebatten
verlangsamt werden. Konkrete inhaltliche Vorschläge für ein neues
Programm machen die erneuerungswilligen Spitzenpolitiker allerdings
nicht.
Benjamin Rohrer, Freitag, 07. Januar 2011, 11:07 Uhr
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