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Berlin - Je schmaler der Generikamarkt außerhalb der Rabattverträge wird, desto härter wird der Konkurrenzdruck bei den Ausschreibungen. Bei der Techniker Krankenkasse (TK) hat ein Hersteller möglicherweise sogar mit Dumping-Preisen geboten, der Fall liegt bei der Vergabekammer. Auch in anderen Ausschreibungen bezichtigen sich die Hersteller hinter vorgehaltener Hand gegenseitig, mit roten Zahlen zu rechnen. Die Kassen halten das für übertrieben.
Fairplay im Vergaberecht? Unauskömmliche Angebote sind bei Ausschreibungen eigentlich verboten. Foto: Elke Hinkelbein
„Wir prüfen jedes Angebot. Wenn der gewährte Rabatt deutlich höher als
der des Zweitplatzierten ist oder der durchschnittliche Marktpreis
massiv unterschritten wird, schreiben wir die Firma an", sagte Dr.
Christopher Hermann, der bei der AOK für die Rabattverträge zuständig
ist, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bei der aktuellen Ausschreibung habe es
eine Vielzahl solcher Interventionen gegeben. Die Hersteller müssen
dann ihre Kalkulation offenlegen und nachweisen, dass ihre Angebote
auskömmlich sind.
Den Unternehmen bleibt keine Wahl: „Es hat Ausschlüsse von
Bestbietenden gegeben aufgrund der Nichtbekanntmachung ihrer
Kalkulation. Ohne Kostentransparenz erhärtet sich natürlich der
Eindruck, dass jemand Dumping-Angebote gemacht hat", so Hermann. Dazu
sei es aber nur in einer Handvoll Fälle gekommen. Die AOK hatte eigens
eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eingeschaltet, die bei den
Unternehmen auch nachgehakt hat. „Es ist verständlich, dass die
Hersteller nicht über das notwendige Maß Geschäftsgeheimnisse offen
legen", so Hermann.
Aus Sicht der Hersteller sind die Kontrollen Augenwischerei: „Bei
diesen Prüfungen gibt es eine relativ große Grauzone", sagte Peter
Schmidt, Geschäftsführer vom Branchenverband Pro Generika. Mit anderen
Worten: Am Ende zählt, ob die Kasse dem Unternehmen seine Zahlen
glaubt. „Es wäre bürokratischer Wahnsinn, wenn die Krankenkassen
sämtliche Lieferbeziehungen überprüfen würden", so Schmidt. Deshalb ist
er sich sicher: „Es gibt eine ganze Reihe unbeanstandeter
Dumping-Angebote von Unternehmen, die Vertragspartner geworden sind."
Tatsächlich sind die Kassen nicht verpflichtet, Dumping-Anbieter
auszuschließen. Doch aus Hermanns Sicht würde sich die AOK damit selbst
schaden: „Es kann auch nicht in unserem Interesse sein, den Markt zu
bereinigen." Grob wettbewerbswidriges Verhalten werde die Kasse deshalb
nicht mitmachen. „Das wirft ein schlechtes Licht auf uns", so Hermann.
Andererseits sei man auch nicht für die Nettogewinnmargen der
Hersteller verantwortlich.
Misstrauisch war die Branche zuletzt bei der vierten Ausschreibung der
AOK geworden, als die Bietergemeinschaft aus Ratiopharm, CT und AbZ
(alle Merckle-Gruppe) bei knapp der Hälfte der 76 Wirkstoffe in allen
fünf Losgebieten den Zuschlag erhalten hatte. Hermann stellt klar:
„Ratiopharm hat sich absolut korrekt verhalten." Der Konzern habe sich
vor dem Hintergrund der laufenden Verkaufsgespräche „ins Zeug gelegt",
so der AOK-Rabattchef. Zweifel an der Auskömmlichkeit der Angebote gebe
es keinesfalls. „Die haben mit absolut offenen Karten gespielt."
Letztlich wird der Markt zeigen, ob Generikahersteller der Rabattschlacht zum Opfer fallen. Zuerst dürfte es kleinere und mittelständische Unternehmen treffen, die etwaige Verluste nicht im internationalen Geschäft ausgleichen oder durch OTC-Umsätze abfedern können. (apotheke adhoc)
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