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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
Berlin - Seit 30 Jahren liefern Griechenlands Pharmagroßhändler Arzneimittel nicht nur an Apotheken, sondern auch - und teilweise überwiegend - an Abnehmer in anderen europäischen Staaten. Die goldenen Zeiten der Branche scheinen vorbei zu sein: Seit 2004 schrumpfen die Umsätze aus dem Exportgeschäft. Den Pharmaherstellern ist es gelungen, die Lieferwege besser zu kontrollieren.
Apotheken und Ausländer: Der Parallelhandel
spielt für alle griechischen Großhändler eine mehr oder weniger
wichtige Rolle. Foto: APOTHEKE ADHOC
2008 wurden nach Angaben der griechischen Arzneimittelaufsicht
Medikamente im Wert von rund 450 Millionen Euro exportiert - das sind
rund 11 Prozent des Gesamtmarkts. Noch vier Jahre zuvor war das
Auslandsgeschäft der Pharmahändler doppelt so groß, also rund eine
Milliarde Euro. Rund 450 verschiedene Medikamente kommen für den
grenzüberschreitenden Handel infrage, wobei knapp 70 Präparate den
Großteil des Exportvolumens ausmachen. Ob ein Arzneimittel ins Ausland
verkauft wird, hängt alleine vom Preisunterschied ab.
Vor allem nach Deutschland und Großbritannien gehen die Lieferungen.
Weitere wichtige Ziele sind die skandinavischen Länder, Österreich
sowie die Niederlande, aber auch Polen, Italien und Spanien. Wie viel
in welche Länder exportiert wird, hüten die Firmen als
Geschäftsgeheimnis.
Im Prinzip verdient jeder der rund 130 privaten und 27
genossenschaftlichen griechischen Großhändler am Verkauf an
ausländische Abnehmer. Doch nur wenige Firmen - knapp zehn Anbieter,
alle aus Athen oder Thessaloniki - haben sich auf das Exportgeschäft
spezialisiert. Sie kaufen bei den Herstellern, aber auch bei ihren
Mitbewerbern. Ist genügend Ware zusammengekommen, greifen sie zum Hörer
und rufen ihre internationalen Kontakte an.
Das Unternehmen M.D. Katsikas aus Athen gehört zu den Spezialisten in
Sachen Parallelexport. Aus einer Pharmagroßhandlung hervorgegangen,
gehört die Firma nach eigenen Angaben zu den Pionieren der Branche.
Ende 1983 waren einer Bekannten von Firmenchef Nicholas Katsikas in
Großbritannien die hohen Arzneimittelpreise aufgefallen. Mit ihrer
Hilfe schloss Katsikas seine ersten Auslandsgeschäfte ab.
Zehn Jahre später erhielt der Parallelexport einen massiven
Wachstumsschub - ausgerechnet dank der Hilfe eines Pharmakonzerns: Der
damalige Chef der griechischen Landesgesellschaft von GlaxoSmithKline
(GSK) habe den Großhändlern Präparate in großen Mengen zur Verfügung
gestellt, um seine eigenen Abverkaufszahlen zu steigern, berichtet
Irene Markaki, Vize-Präsidentin des griechischen Großhändlerverbandes.
Doch offenbar wurden die griechischen Pharmamanager zurück gepfiffen:
Im Jahr 2000 stellte GSK die Belieferung der Großhändler ein und
startete das Direktgeschäft mit Apotheken und Kliniken. Zwar wurden
Anfang 2001 wieder bestimmte Kontingente zur Verfügung gestellt, doch
Großhändler und Apotheker hatten die griechische Wettbewerbskommission
eingeschaltet.
Einige Jahre später landete der Fall vor dem Europäischen Gerichtshof
(EuGH). Die EU-Richter räumten der Industrie Spielräume ein, um ihre
wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Die konkrete Ausgestaltung
überließ der EuGH aber den Behörden der Mitgliedsstaaten. In
Griechenland wurden die Lieferbeschränkungen in der bestehenden Form
schließlich gerichtlich bestätigt.
Die Exporteure fühlen sich von den Herstellern unter Druck gesetzt:
Neben Kontingentierungen nutze die Pharmaindustrie zunehmend
Direktbelieferungen, um die Großhändler zu umgehen, so Markaki.
Schätzungen zufolge macht das Direktgeschäft heute 15 Prozent des
Marktes aus - Tendenz steigend. Der Schaden für die Großhändler
überwiege die Verluste der Hersteller durch Parallelexporte, ist die
Großhändlerin überzeugt: „Die Hersteller picken sich bei
Direktbelieferungen die Rosinen heraus." Für die Großhändler blieben
schwer verkäufliche Medikamente, die hohe Lagerkosten verursachten.
Wachsende Generikaquoten und Wechselkursabhängigkeiten lassen das
griechische Exportvolumen ebenfalls sinken: Als 2009 britische
Bestellungen aufgrund des schwachen Pfunds beinahe vollkommen
ausblieben, brach der griechische Export noch einmal erheblich ein.
Als überholtes Geschäftsmodell sehen die griechischen Großhändler den Export aber nicht: Solange es in der EU Preisgefälle zugunsten griechischer Medikamenten gebe, lohne sich das Geschäft, so Markaki.
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