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Sehr geehrte Apothekerin, sehr geehrter Apotheker,
hier ist der vollständige Text für Sie:
NEUE ALLGEMEINE GESUNDHEITSZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND / AUSGABE MAI 2011
Essen - Als
Dr. Philipp Rösler (FDP) 2009 Bundesminister für Gesundheit wurde,
machte sich Hoffnung breit. Viel wusste man nicht über Rösler, doch man
war sich weitgehend einig: Nach Jahren verkorkster Gesundheitsreformen
und Fehlentscheidungen konnte es mit frischem Wind im Ministerium nur
besser werden. Weit gefehlt! Röslers Gesundheitspolitik ist keinen Deut
anders, geschweige denn besser als die seiner Vorgängerin Ulla Schmidt
(SPD): Von Nachhaltigkeit keine Spur, dafür aber wieder einmal nur
Belastungen für Patienten, Beitragszahler und die Leistungserbringer im
Gesundheitswesen. Als Belohnung für diese kurzsichtige Politik winkt
nun der Posten als Vize-Bundeskanzler und neuer Vorsitzender der FDP.
Die Mai-Ausgabe der neuen Allgemeinen Gesundheitszeitung für Deutschland
thematisiert diese Politikerkarriere auf dem Rücken von Patienten und
Leistungserbringern im Gesundheitswesen.
Die Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland erscheint
deutschlandweit mit einer Auflage von 1 Million Exemplaren und ist
kostenlos in Apotheken erhältlich.
VIZEKANZLER PHILIPP RÖSLER
Wie man auf dem Rücken von Patienten und Apotheken Karriere macht
Alle Märchen fangen an mit den raunenden Worten: „Es war einmal ...".
Es war einmal eine Freie Demokratische Partei. Die wurde von den
deutschen Bürgern geliebt. Okay - nicht von allen. Aber 14,6 Prozent
aller Wähler vertrauten ihr und gaben ihr bei der letzten Bundestagswahl
ihre Stimme. Darüber freute sich die FDP. Denn nun hatte sie die
Möglichkeit, alles besser zu machen. So, wie sie es im Wahlkampf
versprochen hatte.
Das Märchen ist zu Ende. Und es hat kein Happy End. In der neuesten
Umfrage des FORSA- Instituts für die Zeitschrift „Stern" hat die FDP nur
noch eine Zustimmung von 3 Prozent in der Bevölkerung. Wäre morgen
Bundestagswahl, wäre es aus für die FDP im Bundestag. Sie würde an der
5-Prozent-Hürde scheitern.
Nach dem Rücktritt von Dr. Guido Westerwelle als Parteivorsitzender der
FDP soll jetzt Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (38) das Amt
bekommen - und alles besser machen. Das Amt des Vizekanzlers gibt es
noch oben drauf. Erst hat Rösler sich geziert. Aber dann hat er sich für
die Partei „geopfert". Auf dem Bundesparteitag der FDP in Rostock Mitte
dieses Monats will er sich wählen lassen.
Was einen wundert, wenn man Röslers Arbeit als Gesundheitsminister
verfolgt hat, ist die Hoffnung der FDP, ausgerechnet Rösler möge sie aus
dem Zustimmungstief herausführen. Wie das? Immer noch erreicht man die
Zustimmung der Bevölkerung - sie drückt sich dann auch in Wählerstimmen
aus - nur durch eine Politik, die „der Mann und die Frau auf der Straße"
als angemessen, sozial ausgewogen und erfolgreich empfinden.
Angemessen? Sozial ausgewogen? Erfolgreich? Röslers Politik als Gesundheitsminister war alles andere als das.
Sage keiner, die Deutschen hätten es nicht zur Kenntnis genommen: Längst
haben sie Philipp Rösler für seine Gesundheitsreform abgestraft: Auf
der Beliebtheitsskala der Politiker taucht er regelmäßig auf den
hinteren Plätzen auf. Beitragserhöhungen, steigende Zuzahlungen beim
Einlösen von Rezepten, Zusatzbeiträge der Kassen und
Leistungseinschränkungen sind nach Meinung der Bevölkerung eben kein
Zeichen für erfolgreiche Gesundheitspolitik.
Mitgegangen, mitgefangen - der FDP hat Rösler als Gesundheitsminister
jedenfalls nicht gut getan. Umso verwunderlicher, dass dieser Beitrag
des Gesundheitsministers zum Niedergang der FDP innerhalb von einem Jahr
bei fast allen Analysen in den Medien konsequent ausgeblendet wird.
Zugegeben - Rösler ist vordergründig der „Antityp" eines Politikers.
„Die für Merkels Kabinett eher unübliche Bescheidenheit Röslers und die
sanfte, unaufgeregte Art des niedersächsischen Familienvaters kommen im
Kanzleramt gut an", schrieb die Tageszeitung „Rheinische Post". Das
glaubt man der Bundeskanzlerin gerne. „Sie hat eine Schwäche für offene,
fröhliche Charaktere", konnte man in der „Spiegel"-Ausgabe vom 4. April
lesen.
Doch ist das der wahre Rösler?
Nach dem Verzicht Westerwelles auf Parteivorsitz und Vizekanzlerschaft
überschlugen sich die Medien Anfang April in den Bemühungen, Rösler als
den schwächlichen Verlierer eines FDP-Personalkarussels darzustellen,
das er geplant, dann aber nicht in Bewegung gesetzt habe.
Doch Rösler ist kein Schwächling. Hinter seinem verbindlichen Wesen, das
mit seinem Lächeln und seiner provozierend zurückhaltenden
Bescheidenheit die asiatischen Wurzeln nicht verbergen kann, steckt ein
knallharter Politiker.
„Der nette Herr Rösler kann auch anders", titelte die Wochenzeitung „Die
Zeit" in ihrer Online-Ausgabe vom 6. April, um dann fortzufahren:
„Rösler kann auch knallhart sein, zu Kollegen wie Mitarbeitern. Wer´s
nicht glaubt, soll sich bloß mal zehn Minuten in Niedersachsen umhören
..." Und weiter: „Er sei ein ‚brutaler Machtpolitiker' sagt ein
Landeschef der FDP. Sonst wäre er nicht überall sofort an die Spitze
gekommen."
Und auch Röslers Zaudern bei der Machtübernahme muss nicht seine
sprichwörtliche Bescheidenheit gewesen sein, sondern Kalkül. Der
„Spiegel" beschreibt es so: „Es war die Taktik des mörderischen
Zuschauens. Man kann es weit bringen damit."
So klärt sich das diffuse Bild: Rösler, der kühle Machtpolitiker, nicht
der freundliche, bescheidene Zauderer. Rösler, der wieder einmal mit
unglaublicher Geschwindigkeit Karriere gemacht hat.
Rösler, der wusste, dass er als Gesundheitsminister einen schnellen
Erfolg brauchte, um als „Retter der Partei" auf den Schild gehoben zu
werden - um jeden Preis.
Der schnelle Erfolg - das war die unausgegorene Gesundheitsreform: das
GKV-Finanzierungsgesetz (GKVFinG) und das
Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Eine Gesundheitsreform, die
sich in nichts unterschied von denen seiner Vorgängerin - oder
allenfalls darin, dass Rösler noch konsequenter als Ulla Schmidt per
Gesetz dafür sorgte, dass in Zukunft die Versicherten alle
Kostensteigerungen alleine tragen müssen.
Doch das war nicht alles. Den Beitragszahlern hat Gesundheitsminister
Rösler gleichzeitig auch noch eine saftige Beitragserhöhung aufgebrummt.
Die rächen sich nun. Rösler - das ist für die Versicherten die FDP.
Verständlich, dass bisherige Sympathisanten mit einem Abstrafen der
Partei antworten. Nur noch 3 Prozent Zustimmung sind ein deutliches
Zeichen.
„Ohne Rücksicht auf Verluste" hat Rösler auch die Apotheken getroffen.
Hunderte Millionen Euro müssen sie aufbringen - nur weil Rösler sich
nicht die Zeit nehmen wollte, eine saubere, neue Finanzierung des
Gesundheitswesens auf die Beine zu stellen. Das hätte das geduldige
Bohren von vielen dicken Brettern bedeutet.
Für viele Apotheken bedeutet diese Belastung das Ende ihrer Existenz.
Für den Patienten wird das nur sichtbar, wenn wieder eine Apotheke
geschlossen wird und er weitere Wege gehen oder fahren muss, um seine
Medikamente zu bekommen. So haben in Hamburg in den ersten beiden
Monaten dieses Jahres schon sechs Apotheken geschlossen, wie das
Fachblatt „ApothekerZeitung" im März vermeldete.
An Apothekenschließungen in allen Bundesländern wird man sich in Zukunft
gewöhnen müssen. Dr. Jörn Graue, der Vorsitzende des Hamburger
Apothekervereins, befürchtet, dass jede vierte Apotheke in Deutschland
extrem gefährdet ist. Leidtragende sind neben den Patienten auch die
Angestellten. In einem Interview mit der ApothekerZeitung gibt er dafür
Gesundheitsminister Philipp Rösler die Schuld, der wie seine Vorgängerin
Ulla Schmidt (SPD) die Zahl der Apotheken deutlich reduzieren wolle:
„Hinter mehr oder weniger verschlossenen Türen wird ungeniert über eine
Reduzierung der Apothekenzahl auf 15 000 gesprochen."
Heute gibt es rund 21 000 Apotheken, die Tag und Nacht für ihre
Patienten da sind: wohnortnah, kompetent und leistungsfähig. Wer je
nachts ein dringend benötigtes Arzneimittel für sein Kind benötigte,
weiß um die Wichtigkeit der kurzen Wege.
Schließungen von Apotheken sind dann zwingend, wenn die Erträge nicht
mehr ausreichen, um die Kosten für ein gut geschultes Personal, das
Warenlager, die übrigen Sachkosten und ein oftmals nur noch bescheidenes
„Gehalt" des Apothekers zu verdienen.
Das Mittel dazu hat die Politik in der Hand: Seit sieben Jahren (!)
erhalten die Apotheken die gleiche Vergütung für die Abgabe eines
Arzneimittels - ungeachtet steigender Kosten, ungeachtet immer neuer
finanzieller und organisatorischer Belastungen durch die Politik,
ungeachtet der Tatsache, dass der überflüssige Versandhandel und der
unkontrollierte Vertrieb über „Pick-up-Stellen" (Abholstellen) für
Medikamente in Tankstellen, Blumenläden und Drogeriemärkten hohe Umsatz-
und damit Ertragsverluste für die Apotheke bedeuten.
Rösler hat keins dieser Probleme gelöst - im Gegenteil: den bisherigen
Belastungen der Apotheken wurden neue, riesige hinzugefügt. Das war der
einfachere Weg.
Die Liste seiner Versäumnisse hingegen ist ellenlang. Viele
„Baustellen", die Rösler hätte bearbeiten müssen, sind seit Jahren
bekannt. Ob ein Verbot der „Pick-up-Stellen" oder ein Ende der
unsäglichen „Rabattverträge" zwischen Krankenkassen und
Arzneimittelherstellern, ob die Umstellung von über 40 Milliarden Euro
ungerechtfertigter versicherungsfremder Belastungen der GKV auf
Steuerfinanzierung oder die Abschaffung des überflüssigen
Gesundheitsfonds - nichts davon hat Rösler angefasst.
Dazu hatte Rösler, wie jetzt deutlich wird, keine Zeit. Er musste
schnell Ergebnisse bringen, um zu beweisen, dass er „der Richtige" für
die Partei war. Abwägendes, die Folgen bedenkendes Handeln und kluges
Entscheiden - Fehlanzeige.
Deshalb Gesundheitspolitik wie immer: im Zweifel gegen das Gesundheitswesen.
Aber in diesem Gesundheitswesen arbeiten 4,5 Millionen Beschäftigte.
Unwahrscheinlich, dass sie sich ausgerechnet vom neuen
Parteivorsitzenden Philipp Rösler für die FDP als Wähler zurückholen
lassen.
ABLENKUNGSMANÖVER
Ein Kommentar der Redaktion
Apotheken sind in der Bevölkerung hoch angesehen. Die Patienten
vertrauen den Menschen, die dort arbeiten. Sie fühlen sich gut
aufgehoben, weil sie gut beraten werden. Alle Umfragen bestätigen das.
Gesundheitsminister Rösler (FDP) interessiert das nicht. Er versucht,
das gute Bild der Apotheken in der Öffentlichkeit kaputtzumachen - indem
er fordert, Apotheken sollten besser beraten. Das tun sie aber schon
längst. Warum Rösler das Überflüssige trotzdem fordert, ist klar. Er
will damit ablenken von seinen unsäglich schlechten Gesundheitsreformen.
Doch das wird ihm nicht gelingen. Die Menschen im Lande wissen, wem sie
vertrauen können.
Kontakt
NOWEDA eG
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Heinrich-Strunk-Straße 77
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Weitere Informationen: http://www.aporisk.de/nachrichten
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