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Berlin - Bundesgesundheitsminister
Dr. Philipp Rösler (FDP) hat mit seinen Vorschlägen für mehr Hausärzte
auf dem Land ein geteiltes Echo ausgelöst. Aus dem Lager der SPD gab es
Kritik und Zustimmung. Den Ärzten gehen die Vorschläge nicht weit genug,
die Kassen stimmen zu. Rösler will den Numerus Clausus für
Medizinstudenten entschärfen, mehr Studienplätze sowie eine
„Landarztquote".
„Dies ist ein plakativer und sehr simpler Vorschlag für ein komplexes
Problem", sagte die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Carola
Reimann (SPD), der Frankfurter Rundschau. „Der Einzelkämpfer in der
Praxis mit 60 Wochenstunden kann nicht das Arztbild der Zukunft sein. Es
braucht neue Arbeitszeitmodelle und Teamarbeit", so die
SPD-Politikerin.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Professor Dr.
Karl Lauterbach, sagte gegenüber der Passauer Neuen Presse: „Wenn der
Facharzt in der Stadt mehr verdient als der Hausarzt auf dem Land,
nutzen auch neue Auswahlverfahren und Quoten nichts."
Dagegen begrüßte die SPD-Vizevorsitzende Manuela Schwesig Röslers
Vorschlag einer Landarztquote. Er entspreche einer alten Forderung ihres
Landes, sagte die Gesundheitsministerin Mecklenburg-Vorpommerns. Auf
der nächsten Gesundheitsministerkonferenz Ende Mai werde sie einen
entsprechenden Antrag einbringen, so Schwesig.
Kritik gab es von Seiten der Ärzte: Der Vizepräsident der
Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, nannte Röslers Vorschlag
zwar „vernünftig", hält ihn aber für unzureichend. Er forderte in den
Dortmunder Ruhr Nachrichten die Kommunen auf, die Arbeitsbedingungen für
Landärzte zu verbessern. „Die Gemeinden müssen auch die Infrastruktur
schaffen, damit ein Arzt abwechselnd in verschiedenen Dörfern
Sprechstunden abhalten kann." Auch die Zusammenarbeit zwischen Praxen
und Krankenhäusern sei verbesserungswürdig.
Dr. Carl-Heinz Müller, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
(KBV), zufolge sollten Jungmediziner direkt in den Regionen angeworben
werden, in denen sie sich niederlassen sollen. Zudem müsse man „die
Attraktivität des Arztberufes steigern", damit die Medizinstudenten auch
im Arztberuf ankommen. Derzeit gehen nach KBV-Angaben mehr als 40
Prozent der Mediziner nach dem Studium an Verwaltung und Wirtschaft
verloren.
Für eine finanzielle Stärkung der Allgemeinmedizin sprach sich der Chef
des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, aus. Ein angehender Hausarzt
müsse kalkulieren können, wieviel Geld er bekommt, sagte Weigeldt in der
Frankfurter Rundschau. Ohne finanzielle Sicherheit werde kaum noch ein
Arzt „das Wagnis einer Praxisgründung auf dem Land" eingehen. „Hausärzte
arbeiten derzeit mehr und verdienen weniger als Fachärzte", beklagte
Weigeldt. Zudem gingen immer mehr Absolventen eines Medizinstudiums
lieber zu Behörden, Krankenkassen und der Industrie.
Die Krankenkassen stehen hinter Röslers Plänen: Eine zentrale
Herausforderung sei dabei, die Überversorgung in Ballungsgebieten
abzubauen und die Unterversorgung in anderen Regionen zu verhindern,
sagte der Vize-Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von
Stackelberg. Insgesamt seien die niedergelassenen Ärzte in Deutschland
„nicht optimal verteilt".
Rösler verteidigte sein Maßnahmenpaket: Die Menschen beurteilten eine
gute Gesundheitspolitik vor allem danach, wo sie einen Arzt finden und
wie lange sie auf einen Termin warten müssen, sagte Rösler am Mittwoch
im ZDF-Morgenmagazin. „Geld allein wird das Problem nicht lösen", sagte
Rösler mit Blick auf eine mögliche bessere Bezahlung von Ärzten auf dem
Land.
dpa/APOTHEKE ADHOC, Mittwoch, 07. April 2010, 09:46 Uhr
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