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Berlin - Die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Biggi Bender, hält den von Schwarz-Gelb geplanten steuerfinanzierten Sozialausgleich für illusorisch: „Die Koalition verspricht Luftschlösser, die bei der nüchternen Betrachtung der Zahlen in sich zusammenbrechen." Die Grünen haben sich von der Bundesregierung ausrechnen lassen, wie viel der Ausgleich die Steuerzahler kosten würde. Auch bei Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat Bender Zahlen eingefordert. Rechnerisch müsste die Regierung die Steuern massiv erhöhen, um die Gesundheitsreform zu stemmen; dabei hat sie umfangreiche Steuersenkungen versprochen.
Nichts als Luftschlösser: Biggi Bender (Bündnis 90/Die Grünen) hält den Sozialausgleich für illusorisch. Foto: Elke Hinkelbein
Das IGES Institut hat ausgerechnet, dass der geplante Sozialausgleich
rund 22 Milliarden Euro kosten würde. Das Institut für
Gesundheitsökonomie der Universität Köln kommt sogar auf mehr als 35
Milliarden Euro - beurlaubter Institutsleiter ist hier allerdings
Oppositionsmann Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD).
Doch selbst bei der niedrigeren Schätzung müsste der von der FDP
vorgeschlagene Stufentarif (10, 25 und 35 Prozent) auf 22,5 Prozent,
37,5 Prozent und 47,5 Prozent angehoben werden, teilte die
Bundesregierung mit. Wahlweise könnte der gesamte Einkommenssteuertarif
um 3 Prozent erhöht werden oder der Spitzensteuersatz auf 73 Prozent ab
einem Einkommen von rund 120.000 Euro. Um ein 35 Milliarden Euro Loch
zu stopfen, würde laut Bundesregierung dagegen nicht einmal ein
Spitzensteuersatz von 100 Prozent ausreichen - rechnerisch, denn
„Anreizeffekte sind hierbei nicht berücksichtigt", so die Regierung.
Da Bund und Länder gleichermaßen an den Einnahmen aus der
Einkommenssteuer beteiligt werden, müsste die Bundesregierung zudem das
Grundgesetz ändern, um die Erhöhung komplett einzustreichen. Leichter
wäre es da schon, die Mehrwertsteuer zu erhöhen. Auch danach hatte
Bender gefragt. Eine Anhebung der Umsatzsteuer um 2,5 Prozentpunkte
brächte zusätzliche Einnahmen von 22 Milliarden Euro. Die Abschaffung
des ermäßigten Steuersatzes würde sogar 23 Milliarden in die Kassen
spülen.
Mit diesen Zahlen wird sich auch Schwarz-Gelb befassen müssen, auch
wenn die Rechnung am Ende anders aussehen dürfte. Die Systemumstellung
soll deshalb nicht auf einen Schlag erfolgen: „Wir werden beim
Sozialausgleich in dieser Legislaturperiode nur in sehr sehr kleinen
Schritten weitergehen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der
Union, Jens Spahn, am Dienstag beim Hauptstadtkongress in Berlin. Auch
die Umsetzbarkeit müsse genau geprüft werden: „Der Sozialausgleich darf
nicht das Hartz IV der Union werden", so Spahn.
Alexander Müller, Donnerstag, 11. Februar 2010, 10:11 Uhr (apotheke adhoc)
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